Unter einem öffentlichen Kreuzweg mit schwerem Holzkreuz scheint man es in diesen Tagen der Neuevangelisierung nicht mehr machen zu wollen. So zogen unlängst Jugendliche der katholischen und evangelischen Pfarrei Oberviechtach demonstrativ mit einem schweren (neuen) Holzkreuz durch die Strassen der kleinen nordoberpfälzer Stadt. “Den Glauben demonstrativ nach außen tragen!” dürfte Motiv dieser Aktion gewesen sein, denn mit dem noch vor zwanzig Jahren praktizierten “stillen Beten” und sich Gott anempfehlen hatte dies auch gem. Pressebericht nichts mehr zu tun. Man merkt dass dort wo die christlichen Kirchen wie in der Oberpfalz noch zu 99% – sagen wir “Marktanteil” ? besitzen – vermehrt nicht mehr nur Gott, sondern demonstrativ die Kircheninteressen im Vordergrund stehen sollen, denn eine solche öffentliche Tradition gab es in der Oberpfalz bislang nur in den allerwenigstens Orten.
Dies heißt jetzt nicht, dass wir eine solche öffentliche Glaubensbekundung ablehnen (wollen). Die (Verhaltens)Psychologie kennt jedoch auch den Begriff der “Stigmatisierung”, und wer in einer immer liberaler und toleranter werdenden Welt für sich den Weg des Konservativismus beschreitet, der stigmatisiert sich gesellschaftlich selbst. In einer Zeit in der Geistliche, Bischöfe, ja sogar Kardinäle nicht immer im Ornat, als der für diese traditionell bestimmten Kleidung auf gesellschaftlichem Parkett auftreten, sondern bestenfalls den dunklen Anzug mit unaufdringlichem Priesterkreuz wählen, könnte ein solcher Konservativismus dauerhaft regions-, ja sogar ortsbindend sein. Die Wege in die tolerante, die aufgeklärte Gesellschaft, welchen die beiden sog. “Großkirchen” und deren Leitungspersonal seit fast einem Jahrzehnt bechreiten, könnte damit derart handelnden Gläubigen zukünftig versperrt sein.
Quelle: oberpfalznetz.de | Netzcode: 4538989 | Direktlink